Dienstag, 28. Mai 2013

der tag danach

ich aalte mich langsam aus dem bett, obwohl der wecker heute morgen besonders unbarmherzig schrie. die helligkeit irritierte mich. und die sonne irritierte mich. der wenige muskelkater auch. die erste yogastunde lag knapp 10 stunden hinter mir und ich fühlte mich wohl. wie eine katze, die sich morgens streckt und dann sanft umherläuft. ja, so kam ich mir vor. am liebsten wäre ich wieder zurück ins bett gegangen. hätte gelesen. kaffee getrunken. dann weisse wäsche gewaschen. fenster geputzt. doch der alltag rief und ich folgte. aber es dauerte lange, bis er mich einfing.
jetzt sitze ich hinter glasigen mauern. und wünsche mir sonne auf dem bauch. gras an den füssen und meinen kopf einfach weit weg.
yoga. so wie es einen zusammenflicken kann, kann es den kopf vom körper wohl tatsächlich wieder trennen.
bei mir hat jedenfalls beides funktioniert.

Montag, 27. Mai 2013

Freitag, 24. Mai 2013

klein und weich

während ich die strasse ablief, mein blick verschwommen, zogen die bars und lichter stumm an mir vorbei. frauen. kaum bekleidet. mit zu dünnen knien und zu lautem lachen. männer in feinem garn. zigarre in der linken. whiskey in der rechten. der wind kam aus südwest und begleitete mich. mein kopf dröhnte & ich versuchte mich zu erinnern. da war diese frau, die in begleitung ihres mannes war. sie starrte mich an. er trank seinen rotwein.  er sah nichts. sie folgte mir auf die toilette. drückte sich von hinten an mich. ich spürte ihre künstlichen brüste. ihren atem. ihre trockenheit. das war nicht schön. ich drehte mich um und sah sie an. willst du mich nicht, fragte sie. nein, möchte ich nicht. ich ging raus. sie folgte mir. hast du eine zigarette, wollte sie wissen. ich reichte ihr eine. dann standen wir draussen und rauchten. die nacht schaute mich an. ich dachte an meine freundin, klein und weich. in ein weisses hemd gehüllt und im bett liegend. und neben mir stand eine grosse, zwanghaft junggebliebene ehefrau. hungrig und wacklig auf zu hohen high-heels. zu braunen beinen. und unglücklichen augen. ihr kleid eine langweilige bunte hülle, für einen noch langweiligeren abend. hast du frau und kinder, wollte sie wissen. frau ja, kinder nein. wie alt ist deine frau, bohrte sie weiter. sie ist sehr jung. jung, lachte sie, jung war ich auch mal. ihre zähne waren bedrohlich. gerade und weiss. ich stellte mir vor, wie ihr haus aussieht. weiss. der zaun weiss. der rasen neongrün und mit der nagelschere akurat in form geschnitten. der wagen weiss. das bad weiss. die küche weiss. der pool weiss. fitnessraum weiss. ihr mann grau. sie zu braun. ja. so sieht es aus. sie warf die kippe weg, der grelle lippenstift klebte noch fest daran. dann werde ich wieder rein gehen, sagte sie. ich komme nach, nickte ich ihr zu. dann verschwand sie. und ich auch.
auf dem weg ins hotel fiel mir wieder ein, dass ich keine frau hatte. die kleine und weiche war mein traum, um den albtraum loszuwerden. die kleine und weiche war mein traum seit ich sie verloren habe. was mir bleibt ist die zeit, die mich heilt. und paar erinnerungen an sie. der wind drehte und mir wurde kalt.

Mittwoch, 22. Mai 2013

wie ein tatort entsteht

es geschah im bett. nachts. einfach so. ich wachte auf und hörte ein geräusch. das war der wind. nein. war er eben nicht. es war ja im haus. da, wieder ein geräusch. so ein dumpfes, blechernes. dann wurde ich langsam hellhörig. die natur sieht vor, dass die herzfrequenz steigt, der mund trocken wird, die augen in der dunkelheit  weit aufgerissen werden, denn das geräusch muss zumindest im dunkeln erkennbar sein. die panik breitet sich unweigerlich weiter aus, sogar die achseln bekommen wind davon. und wo man tagsüber noch munter umher lief, knebelt die phantasie einen nachts fest ans bett. was kommt als nächstes? ausserirdische? der axtmörder? oder der breite hintern der gastwirtin, die nur mal nach dem rechten sehen wollte. hier am arsch der welt, der zwar sehr schön, aber auch sehr einsam ist, könnte ein neuer tatort entstehen. hier wo viele hektar weinanbaugebiet und waldhügellandschaften sich die hände reichen, wo sich kühe und babystiere noch auf der weide gute nacht sagen und wo sich hunz & kunz kennen, gibt es tatsächlich hier die lizenz zum töten? ja. gerade da.
der gut beleibte weinbauer zeigte paar tage vorher noch ziemlich stolz das gesamte weingut. die hänge. die reben. maischewagen. abbeermaschinen. rütteltische & letztendlich die riesigen edelstahltanks, welche das goldene gut auffingen und gedeihen lassen.
wer könnte jemals denken, dass die leiche, welche am nächsten morgen aufgefunden wurde, sich schon paar  tage in jenem edelstahlbehältnis aufhielt. aufgequollen und schlecht identifizierbar wurde der 90 kg schwere männliche tote aus dem tank gefischt und zur obduktion freigegeben. die kriminalbeamten vernahmen sämtliche gäste des weinguts. die meisten hatten ein alibi. alle, bis auf das mysteriöse pärchen, welches vorgab, direkt aus frankfurt angereist zu sein. der grazer kripobeamte sandrisser kratzte sich ratlos am schweissglänzenden kopf und sah seinen kollegen ilgoutz fragend an. ilgoutz sah zwar bedeppert aus, aber seine spürnase glaubte mir kein wort. natürlich, wer glaubt schon einer verführerischen blonden frau, die hier urlaub macht und nachts vor irgendwelchen geräuschen angst hat. vor allem, wenn sie am vorabend noch beobachtet wurde, in einem gasthaus in ratsch mehrere achtel getrunken zu haben. und ihre begleitung, dieser stille bebrillte mann, der nachts nackt auf dem balkon umher schlich. er wollte lediglich die verrauchte kleidung zum lüften heraushängen. dabei wusste jeder, dass seit januar 2009 in den wirtshäusern rauchverbot herrscht. 'nett sind sie gewesen, wenn auch auffällig nett,' so die junge gastwirtin. 'die haben fast mit niemanden geredet und ständig an diesen i-pads und smartphones rumgespielt. abends waren sie meist auf dem zimmer. dort war es immer leise. bis auf so musik.  klassik meine ich. merkwürdig war es, dass die sogar die eigene kaffeemaschine mitgenommen haben, aber nicht mal einen föhn dabei hatten. augenzwinkernd hat die blonde dame mich danach gefragt und ich hatte meinen eigenen her geliehen, ' erinnerte sich die wirtin. 'naaa, sehr merkwürdig das pärchen.'
da befragungen und die beweisaufnahme abgeschlossen waren, durfte das frankfurter pärchen bald gehen. noch am selben abend verließ es das südsteierische paradies.
bald war ich wieder auf der a9, dann auf der a3 & dann wieder in frankfurt. abends lief dann tatort. mit bibi fellner & moritz eisener, dem furchtlosen ermittlerduo aus wien.

Sonntag, 19. Mai 2013

Donnerstag, 16. Mai 2013

freuden


Montag, 13. Mai 2013

one is the loneliest number




warum mag ich diesen film? es war für mich einer der ersten filme, der 9 leben kurz vorstellt - ihre komik, tragik, dramatik, einzigartigkeit & letztendlich doch alle leben zusammen führt. auch, weil er kurzatmig, schnell und zunächst überladen wirkt. und weil bei einer bestimmten szene, ich nenne sie die froschszene, sich die zuschaueranzahl im kino um 70% reduzierte, während ich begeistert aufschrie. später erfuhr ich, dass der hintergrund das 2.buch mose exodus 8:2 ist, welches besagt:


'aaron streckte seine hand über die gewässer ägyptens aus. da stiegen die frösche herauf und bedeckten ganz ägypten.' ex, 8,2


ich mag diesen film, weil die musik die handlungen unauffällig unterstreicht, dennoch plastisch macht und man danach doch einen ohrwurm herumschleppt. und ich mag den film weil er zu meinem leben passt. es ist kein bilderbuch mit rosa leineneinband, nein, sondern die wahrheit, welche in jedem wohnzimmer, jeder küche und hotelzimmer versteckt ist.

Freitag, 10. Mai 2013

334 - man muss lieben lernen


so geht es uns in der musik: erst muss man eine figur und weise überhaupt hören lernen, heraushören, unterscheiden, als ein leben für sich isoliren und abgrenzen; dann braucht es mühe und guten willen, sie zu ertragen, trotz ihrer fremdheit, geduld gegen ihren blick und ausdruck, mildherzigkeit gegen das wunderliche an ihr zu üben:—endlich kommt ein augenblick, wo wir ihrer gewohnt sind, wo wir sie erwarten, wo wir ahnen, dass sie uns fehlen würde, wenn sie fehlte; und nun wirkt sie ihren zwang und zauber fort und fort und endet nicht eher, als bis wir ihre demüthigen und entzückten liebhaber geworden sind, die nichts besseres von der welt mehr wollen, als sie und wieder sie.— so geht es uns aber nicht nur mit der musik: gerade so haben wir alle dinge, die wir jetzt lieben, lieben gelernt. wir werden schließlich immer für unseren guten willen, unsere geduld, billigkeit,  sanftmüthigkeit gegen das fremde belohnt, indem das fremde langsam seinen schleier abwirft und sich als neue unsägliche schönheit darstellt:—es ist sein dank für unsere gastfreundschaft. auch wer sich selber liebt, wird es auf diesem wege gelernt haben: es giebt keinen anderen weg. auch die liebe muss man lernen.

(friedrich nietzsche/ die fröhliche wissenschaft;1882, 4.buch, 310-342)

Mittwoch, 8. Mai 2013

mittwoch

heute morgen sah ich sie in der ubahn. zwei mädchen, wohl ihre töchter, sassen um sie herum. nein, schön war sie nicht. hübsch auch nicht. darum ging es auch nicht. sie hatte mit schwarzem kajal nachgezogene marlene-dietrich-gedenkaugenbrauen & einen trenchcoat, welchen meryl streep in kramer vs kramer schon lässig um ihren körper schnürte. die grossflächige brille mit goldrand erinnerte ebenfalls stark an 1979. ihre haare waren eine mischung aus wet- und fatlook und sie sah mich prüfend an. ich lächelte. irritiert lächelte sie zurück. auch die beiden mädchen grinsten, wenn auch nur schüchtern.
dann vergaß ich alle & stieg aus.

Dienstag, 7. Mai 2013

zugfahrt


irgendwann kam die sonne raus. es war wunderschön.

Freitag, 3. Mai 2013

halbe stunde am mittag

ich lief die strasse hinunter. es kamen mir frauen mit baby und wagen entgegen. männer mit aktentaschen. omas mit hunden, die schnell an die laterne pinkelten. schreiende schulkinder. nach bier und schweiss riechende bauarbeiter. der normale alltagstrott. der wind kam aus südwest, was wärme versprach. meine augenlider waren noch schwer. die nacht war hart. ich blieb an einem schaufenster stehen. dann sah ich mich. eine kleine person. die jeans hier zu gross, dort zu klein. die haare ein langes, ungetümes flechtwerk. verschlafene augen, weitweg vom schlafzimmerblick. die hände wärmesuchend in den jackentaschen der engen lederjacke. so stand ich da und sah mich an. wer ist sie? wer ist sie wirklich? fragte ich mich. ist es noch das kleine lautschreiende rebellische mädchen? welches weinbergschnecken sammelte, wie andere mädchen barbies? das mädchen, welches beim versteckspiel in ihrem versteck eingeschlafen ist, weil es unbemerkt bleiben wollte? welches im sommer ständig in badehose rumlief, eine eigene taschenmessersammlung hatte, welches kleider und rosa hasste? ist es die kleine nervensäge, welche nie still sitzen konnte? kiloweise bücher von der bibliothek nach hause schleppte, um in andere welten zu tauchen? welches fernglas und globus besaß, während andere sich die haare färbten und jungs küssten? der teenager, der nicht mehr volleyball spielen wollte, weil die brüste auf einmal störten? oder mit 14 jahren heimlich mit dem auto durch gurkenfelder fuhr? war sie das? ja, sie war es. sie war es auch, welche sich nie traute. lieber weit weg fuhr, als da zu bleiben. sie war diejenige, die manchmal oberflächlich war, um die tiefgründigkeit auszuhalten. sie war es, die manchmal einsam war, um es vom alleinesein unterscheiden zu können. ja, es war sie. ich strich durch mein flechtwerk, welches nicht ganz so komplex war wie mein hirn. und dennoch, war das blonde haar weich und roch nach einem parfüm, welches sommer bedeutete. der wind strich hindurch und beruhigte das kleine mädchen und als ich gehen wollte, sah ich die erwachsene frau.