Mittwoch, 22. Mai 2013

wie ein tatort entsteht

es geschah im bett. nachts. einfach so. ich wachte auf und hörte ein geräusch. das war der wind. nein. war er eben nicht. es war ja im haus. da, wieder ein geräusch. so ein dumpfes, blechernes. dann wurde ich langsam hellhörig. die natur sieht vor, dass die herzfrequenz steigt, der mund trocken wird, die augen in der dunkelheit  weit aufgerissen werden, denn das geräusch muss zumindest im dunkeln erkennbar sein. die panik breitet sich unweigerlich weiter aus, sogar die achseln bekommen wind davon. und wo man tagsüber noch munter umher lief, knebelt die phantasie einen nachts fest ans bett. was kommt als nächstes? ausserirdische? der axtmörder? oder der breite hintern der gastwirtin, die nur mal nach dem rechten sehen wollte. hier am arsch der welt, der zwar sehr schön, aber auch sehr einsam ist, könnte ein neuer tatort entstehen. hier wo viele hektar weinanbaugebiet und waldhügellandschaften sich die hände reichen, wo sich kühe und babystiere noch auf der weide gute nacht sagen und wo sich hunz & kunz kennen, gibt es tatsächlich hier die lizenz zum töten? ja. gerade da.
der gut beleibte weinbauer zeigte paar tage vorher noch ziemlich stolz das gesamte weingut. die hänge. die reben. maischewagen. abbeermaschinen. rütteltische & letztendlich die riesigen edelstahltanks, welche das goldene gut auffingen und gedeihen lassen.
wer könnte jemals denken, dass die leiche, welche am nächsten morgen aufgefunden wurde, sich schon paar  tage in jenem edelstahlbehältnis aufhielt. aufgequollen und schlecht identifizierbar wurde der 90 kg schwere männliche tote aus dem tank gefischt und zur obduktion freigegeben. die kriminalbeamten vernahmen sämtliche gäste des weinguts. die meisten hatten ein alibi. alle, bis auf das mysteriöse pärchen, welches vorgab, direkt aus frankfurt angereist zu sein. der grazer kripobeamte sandrisser kratzte sich ratlos am schweissglänzenden kopf und sah seinen kollegen ilgoutz fragend an. ilgoutz sah zwar bedeppert aus, aber seine spürnase glaubte mir kein wort. natürlich, wer glaubt schon einer verführerischen blonden frau, die hier urlaub macht und nachts vor irgendwelchen geräuschen angst hat. vor allem, wenn sie am vorabend noch beobachtet wurde, in einem gasthaus in ratsch mehrere achtel getrunken zu haben. und ihre begleitung, dieser stille bebrillte mann, der nachts nackt auf dem balkon umher schlich. er wollte lediglich die verrauchte kleidung zum lüften heraushängen. dabei wusste jeder, dass seit januar 2009 in den wirtshäusern rauchverbot herrscht. 'nett sind sie gewesen, wenn auch auffällig nett,' so die junge gastwirtin. 'die haben fast mit niemanden geredet und ständig an diesen i-pads und smartphones rumgespielt. abends waren sie meist auf dem zimmer. dort war es immer leise. bis auf so musik.  klassik meine ich. merkwürdig war es, dass die sogar die eigene kaffeemaschine mitgenommen haben, aber nicht mal einen föhn dabei hatten. augenzwinkernd hat die blonde dame mich danach gefragt und ich hatte meinen eigenen her geliehen, ' erinnerte sich die wirtin. 'naaa, sehr merkwürdig das pärchen.'
da befragungen und die beweisaufnahme abgeschlossen waren, durfte das frankfurter pärchen bald gehen. noch am selben abend verließ es das südsteierische paradies.
bald war ich wieder auf der a9, dann auf der a3 & dann wieder in frankfurt. abends lief dann tatort. mit bibi fellner & moritz eisener, dem furchtlosen ermittlerduo aus wien.