Mittwoch, 31. Oktober 2012

Dienstag, 30. Oktober 2012

kurz vor der hochzeit

ist meine frau weggegangen. von jetzt auf dann. es gab keine anzeichen. wir haben uns sehr gut verstanden. wir liebten uns. ich war mir so sicher. so sicher, dass wir für immer zusammenbleiben. sie hatte keinen grund wegzulaufen. dachte ich. auch dachte ich, sie zu kennen. ich hatte mich geirrt. meine frau ist jetzt mit einem anderen menschen zusammen. mir wird übel bei dem gedanken. und dass sie nicht mehr bei mir ist. dass sie woanders aufwacht. morgens nicht viel spricht. vielleicht sex hat. mit zersaustem haar am frühstückstisch sitzt. kaffee trinkt. sich über die nachbarn aufregt oder über die druckerschwärze der zeitung an ihren fingern. ewig im bad braucht und gehasst hat unpünktlich zu sein. oder wenn die spülmaschine unausgeräumt war. oder ich ein hässliches hemd anhatte. oder es regnete. oder die benzinpreise stiegen. ich vermisse jeden zentimeter ihres körpers. jedes lachen. sogar jeden streit.
jetzt streitet sie mit jemand anderem. ich kann mich nicht beschweren. sie sagte ganz offen, wo sie die andere person kennengelernt hat. sie hat nochmal studiert. und hat sie dort kennengelernt. an der uni. ja, eine studentin. ich stellte mir gleich ein bildschönes junges ding vor. mit kilometerlangen blonden haaren und beinen. grossem busen. aber nein. sie hat kurze haare. ist flachbusig. kräftige oberarme hat sie. das sah ich, als sie meiner frau half die kisten aus der wohnung zu schleppen. sie trug kein parfum. ich suchte den damenbart. fand diesen nicht. aber dafür eine tiefe stimme. eine helle haut und dunkle volle lippen. sie gefällt mir nicht. gar nicht. stumm trug sie die sachen mit meiner frau ins auto. kein heroischer blick. kein siegeszuglächeln. nichts ging von ihr aus. auch kein mitleid. ich stand kurz davor, mich aus dem 4.stock vom balkon zu stürzen. warum ich? warum verdammt nochmal ich?!

jahrelang dachte ich, mein schwanz sei meiner frau zu klein. ich versuchte mich an unzähligen pumpen. fühlte mich minderwertig. habe meditiert. potenztabletten genommen. meine frau beruhigte mich immer wieder, dass es ihr nicht auf die grösse ankam. dass 'liebe' das zauberwort war, welches unser sexleben belebte und gleichzeitig beruhigte. sie behielt recht. jetzt hat sie gar keinen schwanz im bett und ist glücklich.
auch wollten wir kinder haben. zwei. woher bekommt sie diese nun? ohne schwanz. ach scheisse verdammt. ich verzeihe ihr das nicht. dennoch bin ich froh, dass es eine frau ist. und kein literatuprofessor aus der uni. mit haar auf der brust, schwanz und hirn.
so bin ich doch zufrieden mit ihrer wahl. mit ihrem schatten, der ihr jetzt alles hinterher trägt. ihr den kaffee kocht. brötchen und zeitung bringt. ihre socken wegräumt. ihre freundinnen erträgt. ihre mutter. ihre töpferkurse. ihre einkaufsorgien. ihre heul- und bauchkrämpfe erträgt. klar. jetzt können sie jeden monat zusammen heulen und menstruieren. das geht. das habe ich gelesen. angleichung der pherhormone oder so nennt man das. jetzt können beide vegetarisch essen. butterlos braten. und ihre fruchtsäfte selbst pürieren. sich mit dem gleichem shampoo die haare gegeseitig waschen. muschis rasieren. und-  herrgott. ich höre auf.

ich liebe meine frau. vermisse sie. möchte, dass sie zurückkehrt. der schatten dürfte sogar mitkommen. die wohnung sauberhalten. den hund rausbringen. und wenn ich keinen hochbekomme- dürfte sie ran. nein! dürfte sie nicht, nein auf keinen fall!

scheisse! komm' zurück zu mir liebste. komm' zurück. ich verzeihe dir.


Montag, 29. Oktober 2012

Freitag, 26. Oktober 2012

bitte zurücklehnen

und geniessen. bill evans ist für mich einer der grössten. hier im trio.



die musik erinnert an new york. langatmigen rotwein. und tiefe sessel. keine jeans.
dafür das kleine schwarze. und wenn ich rauchen würde, die zigarette.

Freitag, 19. Oktober 2012

seine-sucht



paris. ich vermisse deinen puls. deine leichtigkeit. deine nächte. auch die hektik. dein essen. und deine liebe.

Dienstag, 16. Oktober 2012

schwarz oder weiss! dazwischen gibt es nichts?

ich stelle mir vor, dass ich in einem schönen und sehr teurem restaurant sitze. die türe geht auf und
es kommt ein paar herein. ein ungleiches paar. er älter. sie jünger. er gepflegt. sie sehr schön.

ich könnte vom klassiker sprechen z.b. von einem playboy jenseits der 68. und von der ukrainischen 20-jährigen, welche lediglich die sprache des geschlechtsverkehrs beherrscht, wie auch die kontoaktivitäten ihrer begleitung genaustens kennt. ich könnte auch die alternde filmdiva meinen, welche ihren blutjungen liebhaber an der leine in dieses restaurant führt. ja, könnte ich. aber ich rede von einem paar, welches nicht diesen atemberaubenden altersunterschied hat & nicht solch exotische biographien aufweist.ich meine eher dieses paar, welches für sich ein eigenes leben hat. eigenes geld verdient. gleichwertige erfahrungen in beziehungen gemacht hat. im job. im ausland. auch einen eigenen bekanntenkreis hat. vielleicht auch eigene kinder. freizeitaktivitäten. traditionell ist. ich rede von einem paar, welches diese zwei leben versucht unter einen hut zu bringen. sich mit all den erfahrungen und alten mustern ein gemeinsames leben strickt, auch wenn sie knapp 20 jahre altersunterschied trennen.
wie reagieren wir denn nun auf dieses paar? anerkennend oder auch skeptisch? haben wir denn nicht all diese klischees im hinterkopf, welche ich vorhin erwähnte?  sehen wir nicht erst das blond& den netten hintern der jungen dame, wie auch das leicht ergraute haar, aber vor allem das dicke portemonnaie des herren? sehen wir nicht erst den geschenkten wagen, welchen der junge student von der dame Ü50 einfach mal so bekommt? und es muss ja nicht mal der ferrari sein. sehen wir den  wilden sex? ja sicher sehen wir den. und kommt uns nicht dabei plötzlich, dass ab einem gewissen alter akute herzinfarktgefahr besteht oder mögliche impotenz? sehen wir das etwa nicht? sehen wir uns etwa nicht misstrauisch nicken und mit angezogener augenbraue prophezeien, dass diese art von beziehung ohnehin nicht gut gehen kann? oder bekommen wir im stillen womöglich unsere eigene krise, da wir mit dem eigenen partner schon seit über 20jahren oder länger verheiratet sind und es reisen und sex nur alle 2jahre gibt? oder sind wir anders und sehen es nicht? dann gehören wir zu einer ganz kleinen schnittmenge, die das leben der anderen nicht interessiert. das kommt kaum vor, oder? denn tatsächlich ist es eine seltenheit, dass diese unterschiedlichen paare in uns keine merkwürdigkeiten oder gar neid hervorrufen. sie polarisieren in unseren augen nicht. wir begegnen ihnen womöglich neutral. wohlwollend. wir nehmen sie ernst. auch die, die in unseren augen unterschiedlicher nicht sein könnten.

ich gebe es zu. ich sehe es auch mit weniger vorurteilen als damals. toleranter wird man im alter- sagt man. durch erfahrung sagen die einen, durch liebe sage ich.

Montag, 15. Oktober 2012

aus gegebenem anlass





Samstag, 13. Oktober 2012

41 grad fahrenheit

'ist das ihr mantel?'
ich sehe auf. der mann, der vor mir steht ist bestimmt 60jahre alt. das dunkelgraue haar nach hinten gelegt. nicht gegelt. sportlich. dunkelblaue jeans. dunkelblauer pullover. mittelalte redwings. hornbrille und ein grüner schal. er hält meinen neuen mantel hoch. es ist herbst.
'ja!'
'dann ist das auch ihr stuhl. darf ich mich zu ihnen setzen?' hinter der brille schauen mich wasserblaue augen an.
'bitte, setzen sie sich.' recht ist es mir nicht. neben mir stehen schon zwei schon kalte tassen milchkaffee. mein laptop. fotoapparat und paar notizen. kein platz um ehrlich zu sein.

dankend setzt er sich. mit ihm ein hauch von einem parfum dessen name mir nicht einfällt. er legt seine zeitschriften auf den überfüllten tisch. seine zigaretten. sein laptop. ich rücke zusammen. verdammt. der tisch biegt sich.
'einen doppelten espresso. ein wasser und das sandwich. darf ich ihnen auch noch was bestellen?'
verzweifelt schaue ich meine halbvollen tassen an. und ich weiss, dass ich noch nichts gegessen habe.
'ich nehme auch so ein sandwich, vielen dank.' ich versuche zu lächeln.
'arbeiten sie hier?'
'ich recherchiere hier.' nach reden ist mir nicht. nicht heute.
'sind sie journalistin?'
'nein.'
'sie sehen so aus.' sein blick tastet mich ab. aber sanft.
irritiert widme mich wieder meinen notizen. der mann kommt mir bekannt vor.
das café füllt sich zunehmend. mittlerweile stehen die gäste, nein quetschen sich. es ist laut. und unangenehm. zumindest für mich.
das rettende essen naht.
'guten appetit.' seine lippen sind trocken. er raucht zuviel. und trinkt wahrscheinlich auch zuviel.
'ihnen auch.' gierig drückt sich mein mund tief durch das weiche sandwich und ich schmecke käse. schinken. ein ledriges salatblatt. butter.
'ich habe sie hier noch nie gesehen. wohnen sie in der nähe?'
'nein, ich bin letzte woche angekommen.' langsam löst sich mein schweigen.
'woher kommen sie?'
'aus dem süden.'
'ich aus dem norden.' neue falten umspielen seine augen. er lächelt.
mein blick bleibt an seinen händen hängen. ein ring schmückt seine rechte hand.
etwas butter klebt an seinem zeigefinger, doch es stört ihn nicht. mich schon.
'sie reden nicht gerne, nicht wahr?' sein lächeln nimmt zu.
'doch. naja, irgendwie nicht. mein vater ist letzte woche gestorben.'
'das tut mir leid.'
'das ist ok, ich kannte ihn nicht sonderlich gut. jetzt nach seinem tod möchte ich ihn naja, kennenlernen. deshalb bin ich hier. ich versuche was über ihn herauszubekommen. was über seine kindheit. jugend. ja. sowas.'
'das hört sich wunderschön an.' seine rechte hand berührt meine. ganz sachte. ich schrecke nicht zurück.
'und wo schlafen sie?'
'in einem hotel. ich habe kontakt zu seiner schwester. sie lebt noch hier.'
'das ist ein warmherziges projekt welches sie da starten. ich bewundere ihr vorhaben.'
'es ist merkwürdig. mir kommen hier plätze unheimlich bekannt vor. auch die menschen. aber ich war das letzte mal vor 32 jahren hier. ich war vier, als meine mutter und ich von hier weggegangen sind.'
'und seitdem haben sie ihren vater nie wieder gesehen?'
'nein.'
'keine bilder?'
'nein, keine bilder.'
'haben sie geschwister?'
'nein.' wieso fragt er so viel?
'als ich ein kleiner junge war war ich mit meinem vater in dieser metzgerei dort. und bei dem bäcker dahinten mit meiner mutter. da vorne gab es früher einen schneider. und dort hinten den käsehändler. da ist jetzt eine reinigung. daneben gab es einen fotographen. und dort...'
stumm knipse ich von meinem sitzplatz aus.
20 bilder. ich möchte reden.
'sind sie verheiratet?' ich deute auf seinen ring.
'nein, meine frau ist vor langer zeit gestorben.'
'haben sie kinder?'
sein blick schweift ab. 'doch, eine tochter. sie starb auch.'
ich spüre das sandwich, wie es sich wie ein betonklotz in meinen magen wirft.
'sie sehen ihr ähnlich.' sein lächeln ist weg. ernsthaft schaut er mich an. 'deshalb setzte ich mich
zu ihnen.'
tief in mir überkommt mich ein schmerz. ein schmerz, der neu ist. aber er ist alt. das war die zeit, als ich mit meiner mutter die stadt verlassen habe. als ich auf der rücksitzbank des wagens angeschnallt wurde. so fest, dass ich mich nicht mal umdrehen konnte, um meinem vater zu winken. ich konnte mich nicht verabschieden.
'tränen. sie haben tränen in den augen.'
'ja, ich fühle mich wie die vier-jährige von damals.' ich antworte ehrlich, was habe ich zu verlieren?
'ich weiss. ' langsam holt er ein kariertes taschentuch aus der tiefe seiner hose und reicht es mir, damit ich meine tränen wegwischen kann.

ich erkenne es sofort- es ist das karierte taschentuch meines vaters.


Dienstag, 9. Oktober 2012

südsteiermark


Dienstag, 2. Oktober 2012

auszug