Donnerstag, 15. August 2013

die männer

in dieser nacht fand ich keinen schlaf. ich rollte mich durch das bett und fiel fast heraus. ich schwitzte und dachte eine krankheit würde mich überfallen. ich schloss die augen und sah den blinden mann noch vor mir. ich hörte seine stimme. sah seine lippen, welche vom bart fast verschluckt wurden. normalerweise sehe ich männer nicht. das habe ich auf dem dorf gelernt. die männer waren meist laut und dreckig. es gab keinen anstand und wenig moral. die männer hatten das sagen. sie nahmen sich was sie wollten. frauen, vieh und rauchten stinkende zigaretten. so war mein vater. und meine brüder waren genauso wie mein vater. laut und armselig. ich bekam nie ein nettes wort zu hören und wurde oft verprügelt. ich ekelte mich bald vor männern.
für mich sind sie gestorben. erst seit ich hier arbeite, sehe ich, dass es noch andere männer gibt. hier wurde den frauen die türe aufgehalten, gepäck getragen, stühle von tischen weggerückt, damit sie sich setzen konnten. und ich rede nicht von den männern, die hier arbeiten. aber diese frauen waren auch reich und schön. es war kein wunder, dass ihre männer sie gut behandelten. naiv zu denken, es würde allen frauen so gehen. aber ich glaube daran. tief im inneren.
dieser blinde mann sah mich nicht mal und hatte respekt. das machte mir fast angst. ich mochte den geruch, noch bevor ich ihn zu gesicht bekam. so dachte ich an ihn bis die nacht gegen frühen morgen ein ende nahm und ich aufstehen musste. stumm saß ich im aufenthaltsraum und der kaffee schmeckte mir nicht. ich zerpflückte das croissant und  ließ es schliesslich liegen. von was träumst du, dolores stieß mich in die seite. ich sah weg. oje, du wirst dich doch nicht in einen gast verguckt haben, lächelte sie. ich schüttelte den kopf, mir war nicht nach lachen. ich wusste selbst nicht was los war. irgendwas in mir ist aufgewacht. und dolores konnte ich auch nichts vormachen. ich trank den mittlerweile kalten kaffee aus und machte mich an die arbeit.