Mittwoch, 20. August 2014

ost und west

als die sonne unterging und es kalt wurde, rauchten wir unsere letzte zigarette. ich zog schneller daran als du, wahrscheinlich wollte ich schneller weg. ständig musste ich dich ansehen. du hast mich dann angeschaut wie ein grosser junge. ich wurde älter. vernünftiger. ich schmiss die kippe in den gully. da glühte das ding vor sich hin. wenn du wüsstest, dachte ich, wieviel du mir bedeutest. ich wusste, dass es nun ein abschied war. ich spürte es. was du gespürt hast, wusste ich nicht. das wusste ich selten. mein kopf malte sich bilder aus, die mal passten, mal auch nicht.
dann hast du mich umarmt und mit deiner hand über mein haar gestrichen. deine hand war warm und weich und erinnerte mich an meine kindertage. ich drückte den kloß im hals weg. auch die tränen. ich blieb tapfer. sah dich an, aber sah dich kaum noch,  da meine tränen dich verwischten. ich wollte nicht, dass du mich so siehst. ich wusste, dass es liebe ist, doch waren wir nicht an einem ort. ich war im osten. du im westen. es gab kein zurück.
als ich aufsah, hast du weggeschaut. deine wangen glänzten. du hast geweint. ich wollte nicht weg, doch musste ich. etwas ließ meine beine dann weglaufen, schnell, noch schneller. ich sah nicht zurück und übertrat die grenze. ich spürte mein herz bis zum kopf. warst du das? der osten sah mich kalt an. doch hier war ich zuhause.
ich stieg die treppen hoch zu meiner wohnung. es roch nach lilien und kaltem kaffee. die wäsche war weggeräumt und ich umarmte mein kissen. ich biß hinein und weinte.
irgendwann wachte ich nachts auf. zog die jeans aus und den pullover. alles roch nach dir. ich hüpfte unter die dusche und wartete bis dein duft im abfluss verschwunden war. mit einem rotwein in der hand ging ich ins bett, machte das radio an und hörte leise die nachrichten. dann ein klassisches musikstück und schlief ein.
der nächste morgen war grau. die wolken. die strassen und mein gesicht. ich hatte auch den eindruck, dass meine augenfarbe grau wurde.
ich badete. das wasser war irgendwann kalt und mir auch. abends merkte ich, dass ich nichts gegessen hatte, keine emails hatte ich beantwortet und mein handy war seit tagen aus. ich holte zigaretten und zwei flaschen rotwein. das ging. das konnte ich ertragen.
ich schaute in den westen. von dort kam der wind. und die schwalben. so blieb ich stehen, bis es immer dunkler wurde und der letzte lichtstrahl verschwand. so wie du.