Donnerstag, 11. April 2013

sommer

mit 5jahren hatte ich grosses glück. meine eltern sind von der großstadt  aufs land gezogen. ich konnte nun weit in die prärie schauen, ohne dass häuser und industrie störten. ich konnte durch maisfelder streifen, lager bauen und mich an kirschen vom nachbarn überfressen.
im sommer war es im garten am schönsten. wir hatten eine trauerweide, die ich hoch- und runterkletterte. oft saß ich spätabends alleine auf meinem ast und sah zu wie die sonne unterging. blau aufgeschlagene knie und mückenstiche störten mich damals nicht.
stundenlang aalte ich mich im garten und neben gänseblumen und kleeblättern konnte ich lesen und abtauchen. manchmal lag ich einfach nur still da und schaute in den himmel. machte dann schnell die augen zu und genoss die orangefarbenen punkte, welche im augeninneren auftauchten und dann verblassten.
ich mochte den morgentau und das abendrot. die grillen und das satte grün der wiesen und bäume. bis heute.
denn heute lebe ich wieder in der großstadt. es lärmt, es ist voll menschen, mal grau, mal anonym. aber ich mag es. gerade weil ich es als kind viele jahre anders hatte. doch dann ertappe ich mich, wie ich noch das bedürfnis habe auf die alte tauerweide zu klettern, barfüssig über die feuchten wiesen zu laufen, mich an kirschen zu überessen und wir-kinder-von-bullerbü-bücher zu lesen.