Montag, 8. Dezember 2014

küche und bad

der sommer ist gegangen. ich sitze in der küche und ich erinnere mich, als du bei mir warst. du hast genau hier gesessen, bei offenem fenster rotwein getrunken und in die dunkelheit rausgesehen. ich war unter der dusche. du hast mich beobachtet, als ich meine achseln rasiert habe. dann bist du aufgestanden und hast du mich aus der dusche getragen. ich habe dein begehren gespürt. tief in mir.
ich erinnere mich, wie du mich in einsamen hofeinfahrten und hauseingängen gegen die wand gedrückt hast, mich geküsst hast, mich berührt hast. du hast deinen kopf unter meinem kleid versteckt.  es war dir egal wo wir waren. du hast gesucht und du hast gefunden. ich mochte das. fast waren wir wie kinder, die es ständig wissen wollten. aber wir flohen, vor allem vor unserer kindheit.

heute ist es kalt. jede hofeinfahrt und jeder hauseingang ist einsamer als je zuvor. niemand wird dort geküsst. berührt und man hört nichts.
ich sehe raus. es ist dunkel. die dusche ist leer. der rotwein auch. ich stehe auf und verlasse küche und bad.