Donnerstag, 5. Juni 2014

nächtliche erdbeeren

ich saß auf dem fensterbrett. meine beine baumelten nackt in die nacht herunter. hinter mir lief jazz, ich habe den namen des interpreten vergessen. dann kamst du. hast mir ein glas rotwein gereicht. die gläser waren klein. mein durst gross. du hattest dein kinn in mein schulterblatt eingegraben. und so hörten wir die musik. und die strassenbahnen.
'ich kann keine erdbeeren essen.'
'nein?'
'nein!'
'vielleicht mag ich auch keine erdbeeren mehr essen.
'nein?'
'nein!'
'magst du mich küssen?'
'nein!'
'nein?'
'nein!'
dein kinn verließ mein schulterblatt. es war eine warme nacht und mich verließ der glaube. als ich die augen öffnete war es zu hell. ich sah nach links und fand dein kinn diesmal im kissen vergraben. ich zog mich an.
'ich liebe dich.'
'ja?'
'ja!
ich musste schlucken.
'geh nicht!'
'nein?'
'nein!'
ich stand an der türe. wollte raus. raus in den zu hellen morgen. ich hatte die ganzen erdbeeren gegessen. du die ganze rotweinflasche getrunken. ich musste weg.
'bleib!'
du hattest dich nackt gegen die türe gepresst. ich kam nicht an dir vorbei.
'bleib!'
ich spürte die warmen tränen. sie liefen mir die wangen herunter.
langsam zog ich meine schuhe aus. meinen rock. und den rest. stand am fenster. die sonne war warm. dann spürte ich dein kinn. du hattest es in meinem schulterblatt eingegraben. wir hörten den straßenbahnen zu. und ich blieb.