Donnerstag, 2. Januar 2014

endlosschleifen

und während mein mann gerade mit seiner lispelnden sekretärin schlief, verbrachte ich die nacht mit dem barpianisten. nein, mit ihm schlief ich nicht. ich rannte mit ihm durch die in regennassen strassen. und wir betranken uns in namenlosen bars. was sollten wir auch anderes tun, als uns die zeit zu vertreiben? viel wusste ich nicht. er war jünger als ich. er arbeitete nachts. ich tagsüber. er hatte eine kleine freundin. sie hing ihm zum halse raus. er rauchte nicht. ich schon. er trank gin. ich jetzt auch. ich hatte keine lust mehr nach hause zu gehen. dort war das leben trostloser als auf der strasse. draussen hatte ich das gefühl zu leben. als es hell wurde saßen wir am pier. die möwen zogen über unseren köpfen schleifen. endlosschleifen. der kaffee wärmte meine hände. mich verließ die angst vor dem alleinsein. was denkst du, wollte er wissen. ich weiss es nicht, sagte ich. und es war tatsächlich so. mein leben schien immer verplant. durchdacht. gehetzt und unfrei durch mich selbst zu sein. jetzt saß ich einfach nur da. das graue meer vor mir. und einen menschen, der sich für mich interessierte neben mir. ich interessierte mich nicht für ihn. aber das wusste er.  dieses kopfkino würde irgendwann mal enden. dann wäre ich komplett frei. ich zog den kragen meines mantels weiter nach oben und sah ihn an. er lächelte. dann kraulte er mein kaltes ohr und sah aufs meer hinaus.