Dienstag, 22. Oktober 2013

erde und wälder

als opa starb, hatte er keine zähne mehr. er sprach auch nie vom tod, ausser dass er bei seiner beerdigung seine feinsten schuhe anhaben wollte. so haben wir sie ihm angezogen. sie waren klein, schwarz und aus lack.
opa war bei der marine. er war berufssoldat. dann war er im krieg und in gefangenschaft. stolz zeigte er uns kindern immer seine narben und seine blaßblauen tätowierungen. so bestaunten wir dreimaster auf seiner brust und meerjungfrauen an seinen unterarmen. opa lachte viel. und rauchte auch viel. er musste auf dem balkon rauchen, bei eisiger kälte war er dann draussen und unterhielt dabei die halbe nachbarschaft. opa stand oft mitten in der nacht auf und ging in die stadt, um für fleisch anzustehen. manchmal kam er nach 6stunden zurück und hatte kein fleisch dabei, aber dafür süssigkeiten für uns kinder und zeitungen. am nächsten tag versuchte er es wieder. und wieder. bis er fleisch mitbrachte. opa mochte die wälder um die stadt herum. er fuhr mit der strassenbahn bis zur letzten station und ging in den wald. dort sammelte er steinpilze. die tasche war voll als er zurück kam. opa konnte kartoffelschnaps brennen und kannte alle kartentricks.
als opa starb wurde er nicht verbrannt und seine asche ins meer geworfen. er sagte, dass das meer ihm kein glück gebracht hatte. es war kalt als opa starb. die erde war zugefroren, so dass man sie erst anbrennen musste, um sie auszuheben. eine lange linie mit menschen zog sich zum grab. die männer, die den sarg trugen weinten. es waren seine söhne. als die erde dann mit einem dumpfen knall auf seinen sarg fiel wusste ich, dass er nie wieder zurückkehren würde. und weinte.