Donnerstag, 13. Juni 2013

5 sekunden ewigkeit

frankfurt 12.06.2013. JP morgan lauf.  über 69.000 läufer. die stadt im fröhlichen ausnahmezustand. maximale menschendichte. überall bunte funktionskleidung. fresspakete. apfelsaftschorlen. hier und da roch man deo. hier und da fehlte es. lautsprecher. musik. absperrungen. menschenmassen. fast wie bei einer demonstration. ein leichter wind wehte und um 7.30 p.m. fiel der startschuss. so liefen alle los. mit bäuchen. mit krampfadern. mit six - oder eightpacks. sport-BH's. gewinnergedanken. gedanken an das abendessen. gedanken an die siegerehrung. gedanken an die knackige kollegin. gedanken an den ehegatten auf der couch. gedanken an bier. gedanken ans pinkeln. gedanken an den lahmarschigen abteilungsleiter. gedanken an die kinder im bett. freude lag in der luft. freude und spannung.
plötzlich tat es einen unüberhörbaren knall. kurz bewegte sich die erde. irgendwo. dann schreie. hilferufe. die homogene menschenblase bewegte sich wild auseinander. man konnte es auf den livebildschirmen verfolgen, jedoch nicht sehen was passiert ist. massenpanik brach aus. die läufer trieben wie gehetztes vieh durch die strassen, rannten  bierbänke, tische und wurststände um. rissen schaulustige mit. man sah blutende menschen. schreiende menschen. bleiche menschen. in ohnmachtfallende menschen. die musik wurde abgelöst von notarztsirenen. einsatzkräften. hubschraubern. doch was war passiert? die sicherheitskräfte schirmten so gut wie möglich alles ab - doch gelang es ihnen nicht, die sich ausdehnende panik einzudämmen.
im unteren teil des reuterwegs musste was passiert sein. aus der richtung kamen die teilnehmer zurück-rannten gegen den strom. zum teil blutüberströmt. dann wussten wir es. ein sprinter hatte eine bombe am körper. er sprengte sich in die luft. es geschah um 8.15 p.m. er riss sich und andere in den tod. nun rannten alle. alle rannten um zu überleben. alles was sich bewegen konnte - bewegte sich. blaulicht überall. schock. angst und letztendlich betroffenheit. dann wurden die strassen langsam leer. die verpflegungsstände und tribünen wie ausgestorben. hier und da lagen laufschuhe. trikots. taschen. kameras.
die sekunden an den digitalen stopuhren liefen jedoch weiter. doch brauchten sie eine ewigkeit.