Montag, 22. April 2013

augenblick

sie trug das baby auf dem arm, als sie die tür öffnete. sie hatte einen kleinen damenbart und wenig an.
komm rein, sagte sie. fremd betrat ich die grosse wohnung. sie ging mir voraus. ich ließ die grosse alte türe ins schloss fallen. hatte sogar das gefühl, dass der weisse glänzende lack abfiel. mir egal, dachte ich.
sie hatte einen dunkelblauen morgenmantel an. aus seide, polyester stand ihr nicht. ich folgte ihr in die küche. sie drehte sich um. das baby schaute mich verwundert an. es hatte ihre braunen grossen augen. magst du einen kaffee, fragte sie ruhig. ich nickte stumm. seit wann bist du da, wollte sie wissen. ich sah sie an und schwieg. das ist emma, sie hielt mir das kind entgegen. emma's augen wurden noch grösser.
der kaffee schmeckte bitter und fühlte sich hart auf der zunge an. das wasser, dachte ich. das scheiss wasser in paris.
magst du duschen? sie sah mich an. muss ich, wollte ich wissen. ja musst du, sagte sie. sie verließ mit emma die küche. du weisst wo das badezimmer ist, hörte ich sie vom flur aus rufen. ja, das wusste ich.
die dusche tat mir gut, ich ging nach draussen und suchte sie. sie lag mit emma auf der couch im wohnzimmer. ihre nackten schenkel klebten auf dem leder und emma klebte an ihren schenkeln. es war sommer und ich besuchte meine freundin, welche ich vor paar jahren verließ. ich verließ sie wegen clara. clara war älter als ich. erfahren. reich. ich flüchtete. und war wieder hier. und jetzt sah ich, dass emma da war. es war mir egal. wo ist emma's vater, wollte ich wissen. frag nicht solche sachen, antwortete sie. es geht dich nichts an. dann stand sie auf und brachte emma weg. eine unendlichkeit später stand sie im türbogen. eine selbstgedrehte zigarette in der hand. ich kann nur rauchen, wenn sie schläft, sagte sie. ja, ich verstand.
sie rauchte schnell. sie war nervös. ich auch. mehr als sie womöglich. ich wollte ihren morgenmantel hochheben und nachschauen, ob sie noch die alte war. oder junge. je nachdem. aber ich traute mich nicht.
ich freue mich nicht, dass du da bist, ich bebe noch vor wut, gestand sie und sah mich an. meine rauhe hand umfasste ihr gesicht. ihre glatten haare. ihre sommersprossen. dann küsste ich sie. schmeckte den strohigen tabak. etwas kaffee. etwas pfefferminz. ihre zunge war weich. aber sie hieß mich nicht willkommen. ich schloss die augen. geh besser, sagte sie und drückte meine hände von ihren hüften weg.
so stand ich draussen. sah nochmal hoch. da wohnte sie. mit emma. und irgendeinem politiker oder künstler oder drogendealer. das taxi kam und ich stieg ein.