Freitag, 22. Februar 2013

zeitreisende

es war kurz nach zwei uhr nachmittags. die sonne brannte. ich sass im alten ds und wartete. bald müsste sie auftauchen. das geld in der tasche. eine dunkle sonnenbrille auf.
sie würde unauffällig an den wagen laufen, um dann langsam einzusteigen. sie würde die sonnenbrille nicht absetzen, die tasche immer noch festhalten und mich nicht anschauen. dann würde sie die autotüre mit einem ruck schliessen und ich würde losfahren. wie durch ein nadelöhr würde ich den wagen durch den verkehr bewegen. zwei stille begleiter neben mir. sie und das geld. im radio laufen brüchige nachrichten. sie würde mich nicht ansehen. kein wort reden. nach vielen stunden der stille würden wir ankommen. die stadt liegt am hafen und mittlerweile im dunkeln. es riecht nach fischkutter und es herrscht abendlicher lärm. im hotel würde sie endlich die tasche loslassen. sie im safe verstauen. sie würde ein kühles bad nehmen und sich dann auf den balkon setzen. sie ist angespannt. sie ist es nicht gewohnt regelkreise zu durchbrechen. ich schon. ich würde ihr gesicht streicheln. sie würde eine zigarette rauchen. verkrampft und herzlos. irgendwann würde sie mich fragen, ob das alles echt ist was hier passiert. ich würde nicken. lieben wir uns, würde sie fragen. mehr als nur das, würde ich antworten.
am nächsten morgen bestieg sie die fähre. die tasche in der hand. die sonnenbrille auf. ich lag noch im hotelbett. das zimmermädchen hat mich gegen frühen nachmittag gefunden. ich hatte viel blut verloren und hatte keinen puls mehr. langsam sah ich das land verlassen.