Sonntag, 23. September 2012

nur eine nacht

noch bevor ich die augen öffnen konnte vernehme ich eine stimme. aus dem off. werbung. red-bull tv oder servus tv oder so was. verschwommen sehe ich einen überdimensionalen flachbildschirm. eine flasche sprudelwasser. meine linke wange klebt auf was, was sich nach verdammt weichem ledersofa anfühlt. elfenbeinfarben. kalter zigarettenrauch hängt mir im haar und mein kopf dröhnt wie ein maschinengewehr im vollen einsatz. neben mir ein mann. typ griechischer halbgott. schwarzes haar. nackt.
lächelnd schaut er mich an.
'guten morgen!'
'h, hi...!'
'wie fühlst du dich?'
'äh, ok. wie spät ist es?'
'neun. es ist kurz vor neun!'
kurz vor neun? ich schliesse die augen. was zum teufel ist passiert?
'war, ähm, war ich die ganze nacht hier?'
'nein! du warst die ganze nacht auf mir.'
scheisse!
'es war grossartig.'
'was war grossartig?'
'du warst grossartig!'
ich spüre übelkeit in mir hochkommen. schnell springe ich auf. nackt renne ich durch den elendlangen gang und finde in letzer sekunde ein gästeklo.
es muss ein halber liter schnaps gewesen sein. und noch andere dreckige sachen. bleich schaue ich mich im spiegel an. augenringe wie lakritzschnecken. der mund ausgetrocknet. scheisse. was habe ich getan? ich habe mit einem mann die nacht verbracht. einfach so. und wir hatten sex. wir hatten viel sex.

unsicher komme ich zurück. mein gastgeber sieht mich etwas besorgt an.
'ist alles in ordnung ?'
'ja, jetzt geht es wieder!'
'du bereust es!'
'äh. nein, also nein. ja doch. keine ahnung.'
'bereust du es, weil du einen partner hast?'
'nein, oder doch ja. wahrscheinlich deshalb!' mein gestammel geht mir gerade selbst tierisch auf den keks.
'verstehe!' stirnrunzeln stehen seinem umwerfenden gesicht nicht.
'nein, du verstehst wohl nicht. ich bin nicht so. ich mache so was nicht. und schon gar nicht so was!'
'du hast dich so frei angefühlt. so unbelastet. du wolltest es unbedingt.'
ich spüre wieder das ziehen im magen und flutartige übelkeit.
'ok. ich denke ich werde jetzt gehen. ' schnell suche ich meine klamotten zusammen. schlüssel. handy.
'meinst du wir treffen uns mal so wieder?' der nackte halbgott steht auf und bei seinem anblick fällt mir ein, dass ich dringend mal wieder ins fitnesstudio müsste.
sein gesicht kommt meinem näher. ich rieche entfernten schnaps. zigarettentabak.  ich drehe den kopf weg. scheisse das ist zuviel. ich muss gehen. flüchtig verabschiede ich mich.
mit angehaltener luft bleibt er stehen, als ob er noch was sagen wollen würde. das nehme ich ihm ab, indem ich die schwere türe zuwerfe.
auf der strasse angekommen krame ich mein handy heraus. ich muss telefonieren! jetzt gleich!

'hallo? hallo ela?'
'scheisse schatz, wo steckst du denn?'
' ich bin versackt nach der männerrunde.'
'ja wo denn?'
'bei kai.'
'kai? welchem kai?'
'kai, ela. kai - mein chef.'
'das ist ja nicht so witzig! oje, hoffe du hast dich nicht daneben benommen! komm' schnell heim. gehe gerade mit dem hund raus. bringst du brötchen und zeitung mit?'
'ja mach ich schatz- ich bin gleich bei euch. küsse dich.'