Freitag, 28. September 2012

die geschichte vom neugierigen käsehändler

'guten tag!'
'guten tag, hm, haben sie den max da?'
'ja, den habe ich da. bitteschön!'
ich probiere. sehr gut.
'wieviel davon?'
'150g!'
ein stückchen max wird vom grossen leib getrennt.
'kommen sie aus der schweiz oder woher kennen sie den max?'
'ich komme nicht aus der schweiz. max habe ich in deutschland kennengelernt.'
der käsehändler lächelt.
'was darf ich ihnen noch anbieten? vielleicht diesen gruyere?'
'den wollte ich ohnehin mitnehmen.'
wieder probiere ich. lecker.
'gute wahl! die gleiche menge?'
'ja!'
'wissen sie, ich komme nicht aus der schweiz. aber die meisten meiner freunde sind schweizer.' zwitschert er.
'ach so!'
'ich komme aus griechenland.' stolz richtet er sich auf.
eine kurze pause entsteht.
'ja, ich weiss was sie jetzt denken, wieso existieren überhaupt noch läden, die von griechen geführt werden- es ist nicht gut was da gerade passiert. es färbt auf die allgemeine stimmung ab.' er schaut zum himmel.
'so richtig kann ich das nicht beurteilen. mir ist es egal, welche nationalität sie haben. sie verkaufen eine meiner lieblingsspeisen.' auch wenn ich nicht will, muss ich lächeln.
'arbeiten sie für die lufthansa?'
'nein!'
'welchen wunsch darf ich ihnen noch erfüllen?'
'pecorino bitte!'
'wissen sie die griechischen männer haben glücklicherweise ihr macho-tum abgelegt. ich habe das beobachtet. damals war ich viel unterwegs. hotels, ja hotels waren mein zuhause. und somit auch die menschen. griechische männer geben sich mittlerweile mühe. sie versuchen ihre frauen zu verstehen. sie tun nicht nur so als ob. auch wenn die finanzkrise uns erwischt hat, ist die scheidungsrate deutlich geringer. auch 150 g?'
'ja, bitte!'
'wenn sie nicht für die lufthansa arbeiten und keine angst, für eine stewardess hätte ich sie nicht gehalten, überlege ich trotzdem was sie machen. darf ich raten was sie wirklich gerne machen?'
'ausser käse essen?'
'ausser käse essen!'
'raten sie!'
'sie machen was mit literatur. sie mögen literatur. schreiben sie?'
ich zucke zusammen.
'sie schreiben, richtig?'
'ich schreibe für mich. richtig.'
'ich habe es ihnen angesehen. sie haben einen ganz bestimmten ausdruck im gesicht. darf ich ihnen noch was anbieten?'
'ja! diesen wein bitte. den mag ich sehr!'
'wissen sie was? zu diesem wein schmeckt dieser brie. er ist älter. reifer.den schenke ich ihnen und zwar dafür, dass sie mir den abend sehr schön gemacht haben.'
ich bedanke mich. zahle.
der griechische käsehändler kommt um die theke. überreicht mir meine tüte und sagt: 'es hat mich gefreut sie kennenzulernen. als kundin und auch als mensch. vor allem als mensch. auf wiedersehen!' seine hand drückt meine.
'wiedersehen!'

ich stehe vor dem käseladen. niemand weiss, ob ich diesen laden auf meiner reise jemals wieder betrete, aber dieser mensch hat mir ein grosses stück heimatgefühl mit in die tüte gepackt.