Sonntag, 23. Oktober 2011

der titelgebende planet

melancholia erntet momentan viel aufmerksamkeit.

ich gestehe, dass ich mir wortwörtlich ins hemd scheisse, diesen film im kino anzusehen.
lars von trier hat es nicht nur immer wieder geschafft, brodelnde untergänge in 100 filmminuten auf die leinwand zu projizieren. nein. sogar auch auf mich. tatsächlich dreht sich die handlung um einen bevorstehenden weltuntergang.


mich erinnert der melancholia-trailer stark an die dänische filmtragödie 'das fest' von thomas vinterberg. er ist einer der regisseure, der dogma95 gründete. dogma95 (entstand '95) ist eine art filmisches reinheitsgebot. in einer gruppe von 4dänischen filmemachern wurde es als ein manifest der filmproduktion in paris vorgestellt und unterzeichnet (wo bereits 40jahre zuvor truffaut das autorenkino postulierte).


voraussetzungen (und als 'keuchheitsgelübte' bezeichnet) waren:


nur handkameras.
35mm filmformat.
keine requisiten.
keine nachträglich eingespielte musik.
keine künstliche beleuchtung.
keine waffen.
keine morde.
und noch einige dogmen mehr, welche zur verbannung allen modischen effektes und technischer spielerei zwangen. eine ungefilterte wahrheit der akteure sollten das wahre kino retten.


als ich 'das fest' erstmals sah, erinnerte es mich tatsächlich an einen selbstaufgenommenen, gelblich hinterlegten, grobkörnigen film mit vielen nahaufnahmen.
zunächst ein fröhlicher film. ein fest. ein familienvater, der auf dem lande seinen 60. geburtstag feiert und genau an diesem tag als schänder seiner eigenen kinder geoutet wird. ganz sachlich. ganz kühl. ich fühlte mich als augenzeuge. die authentizität verstärkte meine betroffenheit. eine spur von fremdscham entstand. ich verstand nicht, dass sich diese familie mit dieser ungeheuren tat nicht auseinandersetzen konnte. dieses 'operieren', mehr noch 'sezieren' am festtagstisch führte nicht zur bereinigung der situation. nein, es spitzte sich zu. die familie zeigt sich hier nicht als schützender hafen, sondern als ort der qualen.






dieser film war übrigens nur eine lockerungsübung. die idioten, der zweite film der dogma95 -reihe, drehte lars von trier. womit ich wieder beim thema wäre.


mal sehen, wie mir die dänische filmküche diesmal schmeckt.