Mittwoch, 21. September 2011

sei


ich liebe diese kirche.
dort hatte ich ein tolles weihnachten verbracht. ohne familie. ein guter freund begleitete mich. viele obdachlose. dort gab es für alle ein essen & bescherung. ich meldete mich dort, weil meine eltern nicht da waren - ich wollte helfen. suppe verteilen. stühle rücken. tische aufstellen.

aber dann, all diese menschen am hl. abend zu beobachten, war tiefer als ich überhaupt wollte. viele saßen mit ihren hunden - wie gewohnt- auf dem boden. kauerten. stark alkoholisiert. auf heroin oder sonstigem. die anderen, auch ältere, hatten ganz stolz ihre 'besten kleider' oder steifen anzüge an, ob geliehen oder aus der altkleidersammlung. die frisuren dürftig getürmt. scheitel akribisch gezogen. die jahre der sorgen im gesicht geschrieben. aber die augen leuchteten, so wie man das bei kleinen kindern kennt. als ich diese augen sah- wusste ich: scheisse, an wie vielen oberflächen ich schwam. an kleinigkeiten aufregte. ich hatte das gefühl, dass sich nicht nur mein hals zuschnürt, sondern fühlte etwas schuld. wusste, ich gehe in eine warme wohnung zurück, in mein bett. unter meine dusche. an meinen kühlschrank. lieblingssupermarkt. lieblingsitaliener. lieblingsmarktstand. lieblingsschuhladen. scheisse.

der abend war hervorragend organisiert- es gab fast zuviele freiwillige.
in deutschland verhungert niemand- sagt man ja so oft. ja, aber viele wollen das 'ärmliche', das 'elend', die 'randerscheinung' gar nicht sehen. einfach mal spenden überweisen. was sicherlich besser ist, als gar nichts tun. aber das meine ich. nicht wegschauen. nicht wegsehen.

dieses weihnachten werde ich nicht mehr vergessen. es war das einsamste, aber auch das schönste.