Donnerstag, 10. Juli 2008

präzision

beeindruckt mich.
jean-jaques annaud ist ein kultfilmer ('der name der rose'). besonders sehenswert ist der film: der liebhaber - aus dem jahr 1992.
gesehen habe ich den zum ersten mal im fernsehen mitte 1995. damals - wie heute- fesselt mich die ungewöhnliche geschichte, die mir unbekannte kulisse und das expressive können der schauspieler.

saigon in den 20iger jahren: die schulferien sind zu ende und das mädchen, welches erst fünfzehn ist, kehrt aus ihrem dorf in indochina nach saigon zurück, wo sie ein gymnasium besucht und in einem mädchenpensionat wohnt. auf der fähre über den mekong begegnet die junge weisse mit dem männerhut zum ersten mal dem doppelt so alten und wohlhabenen chinesen.
obwohl diese beziehung gesellschaftlich nicht tragbar ist, entwickelt sich eine leidenschaftliche affäre.




annaud vertraut in dieser verfilmung des authentischen romans von marguerite duras vor allem der kraft, ja der suggestivkraft der bilder. wie in der literarischen vorlage wird die handlung als erinnerung einer älteren frau erzählt, die im film allerdings nicht zu sehen, sondern nur als stimme aus dem off zu hören ist. im film sind die szenen nicht assoziativ, sondern chronologisch verknüpft.

auch sah ich das making-of. annaud lehnt sich sehr stark an die vorlage duras'. er bereist orignalorte, um die vergangenheit marguerites zu 'fühlen', trifft augenzeugen, um mehr über die eingensinnigen charaktere der protagonisten zu erfahren. er sucht die (noch unbekannten, laienhaften) akteure rein nach dem äusserem aus, um den angaben der schriftstellerin möglichst gerecht zu werden. unter den 7000 bewerberinnen war keine, die für die hauptrolle engagiert wurde. jane march wurde von annaud selbst entdeckt. und zwar nur, weil sie ähnlichkeit mit einem jugendfoto duras' hatte.
er lässt über 4000 kostüme nähen, die ursprünglichen verfallenen häuser modernisieren, kutschen, räder, boote, fähren nachbauen. 1000-e von statisten werden von ihm geführt und geleitet, um die zeit der 20iger jahre wiederzubeleben. es fehlt wirklich an nichts -auch nicht die gefüllten wasserschalen, in denen die bettpfosten stehen, damit das ungeziefer nicht hochkrabbeln kann.
bemerkenswert ist wieviel herzblut in dem film pulsiert, mit welcher passion und präzision er diesen film umgesetzt hat. zur exotischen, wie auch erotischen atmosphäre und zur glaubwürdigkeit der darstellung tragen nicht zuletzt die beiden hauptdarsteller: jane march (exzellent) und tony leung ka fai (fremdartig) bei.

lieblingsszene:



die nicht wenigen liebesszenen mögen den zuschauer unterfordern, denn der film ist wahrlich nicht intellektuell, doch hat es annaud auf sehr einfühlsame weise geschafft eine erste, jedoch verbotenen liebe, zu verfilmen.

anm.: ich würde gerne in den 20-igern leben. ich liebe den baustil, das interieur, die kleidung, die frisuren, das rot der lippen, die strassenlaternen, die automobile und vieles mehr.