Montag, 30. Juni 2008

deutschland, morgens um

7:08 im halbleeren IC: verschlafen sitze ich auf meinem platz. bald gesellt sich ein adretter zegna-anzug zu mir und fragt höflich,ob der sitz neben mir noch frei sei. der junge sieht gut aus, riecht gut, netter anzug (3pluspunkte): ok! ist frei!
er bringt seine tasche und sakko unter, setzt sich und beginnt seinen spiegel zu lesen (1pluspunkt).
nach 2 minuten fängt mein attraktiver nachbar an, seine nasennebenhöhlen zu belüften und von nächtlichen sekreten zu befreien, selbstverständlich verbunden mit gurgelnden und krächzenden geräuschen (10minuspunkte). ich dachte, diese performance sei einmalig, aber bald fand er gefallen an seiner morgentoilette und begleitete das ganze mit einem nervtötenden klang, welches sich verdammt noch mal nach rotz-hoch-ziehen anhörte (10minuspunkte). unglaublich. schon mal was von taschentüchern gehört? softschnäuzen? zugnachbarwertschätzen? ich stellte die musik meines ipods lauter - keine chance. die lautstärke der rasselnden atemwege meines nebenmannes passte sich an. mein abendessen kam mir hoch. seine nase tropfte wie wasser. sein spiegelheftchen wurde nass. ich musste fast kotzen. leider hatte ich keine taschentücher dabei. er wohl auch nicht. ich sah die schniefende kreatur (1pluspunkt) an. seine nase. diese ähnelte einem vulkan. kurz vor dem ausbruch. mein gott.

irgendwie bekam ich mitleid. und versuchte die schuld auf die deutsche bahn zu schieben. was sind denn diese klimaanlagen auch so kühl eingestellt?! morgens. kann man nicht mal an die mitreisenden denken? der reflektorische schnupfen wurde nach 20 minuten (des grauens) besser, mein herzschlag und mein magen ruhiger. mein zuggenosse wirkte beherrscht.
geht doch. 7:37- ich steige aus. geheilt.

resümee: zegna-anzüge verbergen nicht nur nasale leiden, auch verwahrlosten benimm, keine taschentücher und die hilflosigkeit eines 5jährigen. insgesamt 13minuspunkte.