Mittwoch, 19. März 2008

die geschichte vom märchen







der debütfilm des italomerikanischen schauspielers vincent gallo, der seiner heimatstadt buffalo ein denkmal und in dieser ode der einsamen herzen, uramerikanische mythen und traumata
wie die verlorene kindheit, verlustangst und verborgene gewalt, reflektiert. die zunächst düstere grundstimmung des unhandlichen, ja sperrigen films wird im laufe der handlung letztendlich aufgehoben.

der protagonist. ein antiheld. hager. gefängnisblass. mit enger lederjacke und roten stiefeletten. auf einer parkbank. zusammengekauert. billy brown wird nach 5jahren aus dem gefängnis entlassen und als niemand am tor auf ihn wartet, möchte er am liebsten wieder hinter gitter zurück. doch er muss mit der realität fertig werden. in buffalo kidnappt er eine junge ballettschülerin (eine nymphe mit lächerlichem tanzkostüm und großen augen, dafür keiner geschichte), die während des besuchs bei seinen eltern (primär autismus gepaart mit cholerik -ein gleichsamer amerikanischer alptraum absurder normalität) vorgeben muss, seine frau zu sein und die sich mehr, als ihm lieb ist, in diese rolle steigert. auf der bowlingbahn findet er sein selbstbewusstsein zurück, aber es braucht noch einige begegnungen, ein heißes bad, telefonate und die ihn inzwischen liebende junge frau, bis billy wirklich wieder er selbst ist und sich zu (s)einer frau bekennt.

die poetische qualität von buffalo 66 zeigt sich für mich in der distanz des paares. dieses 'dazwischen'. lieben und nicht-lieben. erwartungen und nicht-erwartungen. die seltsame norm visualisiert gallo u.a. am photoautomaten:"komm schon, wie mann und frau. wir fassen uns nicht an und überbrücken die zeit. wie mann und frau." eine liebe ist es trotzdem. bedingunglos. mit marotten. obsessionen. still schmerzhaft. ein märchen, sagt jemand. eine geschichte davon, sage ich. die erzählhaltung verhält sich minimalistisch und lakonisch. standbilder vermitteln die o.g. distanz zur nähe. der film wird musikalisch von gallos 'lonely boy' oder dem titel 'heart of the sunrise' von yes begleitet.
gallo bringt nicht unabsichtlich autobiographische züge in sein werk. in jedem seiner interviews erträgt man das dürsten, eine leidenschaftliche und skurille suche eines einzelgängers nach anerkennung. die pure provokation, durch den eigenen imagekrieg, begleitet uns als zuschauer durch den ganzen film: idee, drehbuch, musik, regie, kostüme, sogar das make-up hat gallo erschaffen. einzelne filmszenen wurden im originalelternhaus gedreht und die charaktere der filmeltern sind denen der eigenen nachempfunden. eine tapfere verarbeitung seiner eigenen wunden kindheit? mit sicherheit. so öffentlich und persönlich es auch ist. es hat offenbar seltenheitswert.