ich kannte paris schon lange. meine tante lebte dort und wir besuchten sie regelmässig. ich mochte diese stadt. sie war so schwer an alter, aber so jung an leben. sie hatte was leichtfüssiges, schnelles und dramatisches in einem. das merkte schon als ich 8 jahre alt war. ich stand im louvre und musste vor der mona lisa weinen. wenn ich akkordeon musette auf den strassen hörte oder in die verwinkelten metroschächte hinabstieg bekam ich gänsehaut. französische filme und jungs waren bald neue objekte meiner begierde.
als ich 21jahre alt war, war ich mit einem franzosen zusammen. er lebte in paris. ich hier. jeden cent, welchen ich neben dem studium verdiente, kratzte ich zusammen & fuhr jeden donnerstagabend zu ihm. meist blieb ich bis montagmorgen. diese junge liebe, die schlaflosen nächte mit zerwühlten laken und fettigen spuren von croissants an den fingern bewegten mich erneut. es entstand eine dynamik, welche ich vorher nicht kannte. ich konnte stundenlang durch die strassen laufen. mit fotoapparat oder ohne. mit wein im blut oder ohne. nachts wie auch tagsüber. ich war immer trunken. verliebt in paris zu sein ist der frühling. dort zu lieben sommer. sich dort zu trennen bedeutet herbst, nein winter. die häuser grau. die bäume kahl. die füsse frieren. das herz ohnehin. aber ich mag dort jede jahreszeit. diese menschen sind ungehemmt, leidenschaftlich, ja, so lebendig. das lässt vergessen.
dann stehe ich an der seine. der kühle wind streicht über mir die haut. von weitem sehe ich ein lächeln und muss weinen.